Video-Trailer zu dem Stück »Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?« am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
Video-Trailer zu dem Stück »Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?« am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
Nun, ich bin wirklich kein Fachmann, was tänzerische Qualitäten angeht, obwohl ich sicher in meinem Leben schon Ballette und Tanztheater in dreistelliger Zahl gesehen habe. Aber der Siegfried (also die Hauptrolle) war etwas energielos. Vlt. war es ja die Zweitbesetzung? Insgesamt schafften es die Tänzer und Tänzerinnen nicht, eine mitreissende und mitfühlende Aufführung anzubieten, auch wenn einzelne Tänzer_innen durchaus ihr Bestes gaben und man das auch sehen konnte. Lag es daran, dass sie mit der Deutschlandtournee vom 28.12.11 bis zum 30.01.12 fast täglich zwei Auftritte absolvieren mussten? Lebt das russische Staatsballett nur noch von seinem guten Namen? Oder war es das ganze Drumherum, was eine Abzockerathmosphäre verbreitete?
Fangen wir mal mit dem Sound an: Wenn ich schon Tschaikowskys populärstes Werk vom Band oder von CD spiele, sollte wenigstens der Klang angemessen sein. Mein Tipp: Saal 1 braucht neue Boxen, oder einen neuen Tontechniker!
Das Licht: Spot auf dem Vorhang beim Abgang der Tänzer_innen hätte ich mir in meinen Beleuchterzeiten nicht leisten dürfen. Und das eine zusätzliche Scheinwerfertrasse in Bühnennähe eingebaut werden musste ist bei so einem Riesensaal nicht nachzuvollziehen. Wenn es trotzdem sein muss, dann bitte nicht die Kabel per Affenschaukel von der Decke nach unten baumeln lassen, sondern die Öffnungen in der Decke nutzen. Das CCH bewirbt sich immerhin auf seiner Internetpräsenz als eines der modernsten Kongresszentren Europas.
Bei Kartenpreisen von durchschnittlich 50 Euro (Programmheft kostete 9 Euro!) sollte es auch möglich sein, dass für die Kinder eine kostenlose Sitzerhöhung (Autositzschale) zur Verfügung gestellt werden könnte. Durch die schlechten Sichtmöglichkeiten wurden die Kinder sehr unruhig. Insgesamt könnte das Parkett zwei/drei Prozent mehr Steigung aufweisen, so dass das Publikum auch die Möglichkeit hat, die Füsse der Tänzer_innen zu sehen.
Die Taschenkontrollen am Einlass, dienten die meiner Sicherheit, oder waren die eher dazu gedacht, den Kleinen ihre Saft- und Wasserflaschen abzunehmen? Dies wäre vlt. auch mit einem einfachen Hinweisschild zu klären gewesen! Der Witz an der Sache ist, dass niemand sich an den im Gebäude gekauften Brezeln gestört hat. Die durfte man dann schon mit in den Saal nehmen. Ausserdem fand ich es sehr merkwürdig, dass sich in der kurzen Pause nach dem zweiten Akt unheimlich lange Schlangen, nicht nur an der Damentoilette, sondern an jedem Getränke und Gebäckstand bildeten. Dies wiederum ermöglichte den Besucher_innen - ganz ohne Aufpreis - einen Hindernisparcour durch das Foyer zu machen. Die Schlangen waren noch nicht kleiner geworden, da klingelte es schon zum dritten Akt...
Die Seitenhänger wurden nicht gewechselt, was dem schicken Bühnenbild dann auch noch einen Dämpfer versetzte. Haben die nicht mehr in den LKW gepasst, oder hat das CCH nicht genug Seitenzüge?
Manchmal muss man halt auch Lehrgeld zahlen. Das erste mal erlebte ich in Hamburg, dass Publikum während der Ouvertüre noch auf die Sitzplatzsuche gehen. Leute, das war doch kein Kinofilm mit Werbung davor! Und seit wann klatscht man denn in die Musik 'rein?
Beim finalen Applaus waren dann noch nichteinmal alle Tänzer_innen auf der viel zu kleinen Bühne (Sprungabbrüche trotz musikalischer Möglichkeiten) vertreten. Immerhin war Odette der Bravorufe würdig. Prinz Rotbart, der Hofnarr und Wolfgang, der Lehrer des Prinzen waren wahrscheinlich - trotz guter Leistung - schon in der Kantine.
Toberg für Wideblick
EIN LIEDERABEND NACH FRANZ KAFKA MIT MUSIK VON WOLFGANG VON SCHWEINITZ
Seit 1997 erarbeitet opera silens kontinuierlich grenzgängerisches Musiktheater in Hamburg und lotet die Grenzen des Mediums aus: Mit Arbeiten zu Erik Satie, zur Barockoper oder, wie im vergangenen Jahr, mit dem Tourette-Musiktheater NEUROVISIONS. Jetzt beschäftigt sich opera silens mit Franz Kafkas Erzählung „Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse“ und arbeitet mit dem Komponisten Wolfgang von Schweinitz und der in Israel lebenden Sängerin Josefine Kaum zusammen. Die war einst Sänger-Wunderkind in Prag, musste sich infolge einer Erbkrankheit vor einigen Jahren in Haifa mit Mäusegenen therapieren lassen und tritt seitdem nur sehr selten auf. Doch die Kritiker schwärmen ungebrochen von ihrem Timbre, „das mit menschlichen Maßstäben nicht mehr zu beschreiben“ sei.
GESANG Josefine Kaum
VIOLONCELLO Agnieszka Dziubak
REGIE Hans-Jörg Kapp
DRAMATURGIE Mascha Wehrmann
JOSEFINE-COMBO Frauke Aulbert, Kurt und Ludwig-Christian Glockzin
BÜHNE UND KOSTÜME Marcel Weinand
PRODUKTION Thomas Schmölz
Eine Produktion von opera silens und Kampnagel Hamburg, gefördert durch die Hamburger Kulturbehörde und die Rudolf Augstein Stiftung. Mit freundlicher Unterstützung durch die Shure Distribution GmbH.
DAUER ca. 75 min.
Soweit die offizielle Vorankündigung...
Als ich die Vorstellung besuchte, dachte ich, es erwartet mich ein Liederabend mit Kafka-Texten interpretiert von einer Vier-Oktaven-Stimme.
Weit gefehlt! Es war ein Theaterabend, in dem der Kafka-Text "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse" (http://www.textlog.de/32075.html) (Kafkas letzte Kurzgeschichte) performt wurde. Meine Flexibilität reichte allerdings nicht dazu, das Stück als solches zu geniessen. Ich erwartete mit zunehmender Spannung das Ende des kafkaesken Prologes und den Beginn des Liederabends. 75 Minuten lang, vergebens.
Nun erging es mir nicht als Einzigstem so, sondern Teile des 50-köpfigen Publikums, waren genauso sprachlos wie ich. In diversen Gesprächen mit anderen "gefoppten", entlarvten wir das Stück als Ironie, irgendwie auch als Anregung zur Diskussion des deutschen Ethikrates zum Auftrittsverbot der mit Mäusegenen therapierten Josefine. Nur was hat das mit Israel zu tun?
Ähhhm, meine Nachforschungen innerhalb Kampnagels ergaben, dass weder der Einlassdienst, noch die Informations-Dame mir weiterhelfen konnten. Sie hatten weder präsent, was in dem vor der Vorstellung gereichten Flyer stand, noch, was überhaupt auf der Bühne stattfand. Was arbeiten da eigentlich für Leute?
Fazit: Ich bin ja nun schon einiges gewöhnt, was Experimentelles/Avantgardistrisches angeht. Sei es Musik, bildende Kunst, Theater, Streetart, was auch immer. Aber das war mein Gipfel. Hier fühlte ich mich wie der Gefängniswärter, der in den Katakomben überlegt, wie er den Gefangenen klarmachen kann, dass er Wärter und nicht Gefangener ist.
Nun wähne ich mich in dem glücklichen Zustand in einer Reihe mit dem Publikum zu stehen, was irgendwann mal John Cages "4:33" gehört hat, oder im Kino den Sechs-Stunden-Film "Sleep" von Andy Warhol mit nur einem nackten, schlafenden Mann gesehen hat, oder auch in einer Galerie vor Robert Rauschenbergs weissen Leinwänden stand.
Neu-Hamburger K-Karten-Besitzer Toberg für WideBlick
PS: Die Cello-Musik von Schweinitz war passend und hervorragend! Kampnagel gebührt für soviel Mut ein grosser Beifall, der den beteiligten Künstler_innen an diesem Abend zu un/recht verwehrt wurde. Und, das Publikum braucht doch nach so einer Vorstellung, jemand, der/die ihn aus dieser schwierigen Lage befreit. Jemand, der/die sich beschimpfen lässt, mit dem/der man diskutieren kann, der/die einen aufklärt, warum "Gesang" angekündigt wird und nicht gesungen wird!
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